Kreuzband

Anatomie und Funktion

Das Kniegelenk ist nicht nur das größte Gelenk des Menschen, sondern auch von der Biomechanik her das komplexeste. Das hängt damit zusammen das für die Kniebeugung ein Roll-Gleit-Rotationsmechanismus von Nöten ist. Zentrale Rolle in diesem Bewegungssystem nehmen hierbei die Kreuzbänder ein. Sie liegen in der Mitte des Kniegelenkes in der Kreuzbandhöhle und Koordinieren die Kniestabilität insbesondere in der Beugung. Sie geben dem Kniegelenk nicht nur mechanische Stabilität sondern sind durch viele Bewegungssensoren auch Reflexorgan und steuern über Nerven-Muskelschleifen die Oberschenkelmuskulatur.

Dies ist mit auch ein Grund für Muskulaturverluste nach Kreuzbandverletzungen. Seit 1990 ist ein deutlicher Anstieg von Kreuzbandverletzungen zu verzeichnen aufgrund der zunehmenden „Athletisierung“ mancher Sportverletzungen insbesondere im Fußball (Engebretsen ESSKA 2004).

In Deutschland wird die Anzahl der Kreuzbandzerreißungen pro Jahr auf ca. 80 000 geschätzt. Verletzungen des Kniegelenkes sind sehr häufig Ursache für einen Dauerschaden, wobei die Kreuzbandverletzung mit 86% der häufigste Grund dafür ist. Unbehandelte Kreuzbandschäden führen sehr häufig zu einer Instabilität, Folgeschäden an Knorpel und Meniskus und letztendlich zu einer Spätarthrose. Die Bedeutung der Kreuzbandverletzungen ist demnach evident.

Die operativen Eingriffe zur Wiederherstellung der Kreuzbänder verlangen eine spezielle Ausbildung, höchste Präzision bei der Ausführung der Operation und eine optimale moderne und funktionelle Nachbehandlung. Für die Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes haben sich in den letzten Jahren zahlreiche Operationstechniken und Fixierungsmöglichkeiten entwickelt. Verwendet werden hierzu körpereigene Sehnen vornehmlich von der Kniescheibensehne (Patellasehne), Oberschenkelstreckersehne (Quadricepssehne) oder von den Oberschenkelbeugesehnen den „harmstrings“ ( Semitendinosus/Gracilis).

Lange Jahre war der gold standard die Patellasehne, die jedoch als großen Nachteil den sogenannten Hebedefekt an der Kniescheibe hinterließ mit teils erheblichen Problemen beim Knieen. Durch moderne Fixierungsmöglichkeiten konnten jedoch insbesondere die Oberschenkelbeugesehnen zeigen, dass mit diesen gleichwertige Stabilisierungsergebnisse erreicht werden können, mit dem Vorteil des deutlich geringeren Hebedefekts. Deshalb werden heutzutage auch zunehmend Spitzensportler in dieser Weise stabilisiert (Knee update 2006).

Kreuzbandersatzplastik

Dr. Pässler entwickelte vor über 10 Jahren eine innovativen Operationstechnik, die eine fremdmaterialfreie (Schrauben / Fadenschlaufen/ Stifte) Verankerung der Sehnentransplantat ermöglicht. Dies hat den erheblichen Vorteil dass es nicht zu Fremdkörperreaktionen oder Knochenaufweitungen durch auflösbare Materialien kommen kann. Des weiteren wird Kontaktfläche zwischen Knochen und Sehne vergrößert und somit das Einwachsen der Sehne gefördert. Das Verankerungsprinzip basiert hierbei auf der allen bekannten Kinderschaukeltechnik: man nehme ein Brett, bohre an den Enden des Brettes je ein Loch durch, ziehe ein Seil durch jedes Loch und mache am Ende des Seils einen simplen Knoten, den man maximal fest zieht. Auch unter der Belastung beim Schaukeln öffnet sich der Knoten nicht, wird sogar immer fester.

Umgesetzt in die VKB-Ersatzchirurgie bedeutet dies, dass wir die Semitendinosus- und die Gracilissehne über einen 2 cm langen horizontalen Schnitt in Hautfaltenrichtung gewinnen. Die Sehnen werden mit ihrem knöchernen Ansatz am Schienbeinkopf abgelöst die Enden jeder Sehne werden mit sich verknotet (einfacher Knoten) Der Knoten wird manuell kräftig zusammengezogen und mit 4 Nähten zur Sicherung durchstochen und fixiert. Die Länge der daraus resultierenden Schlaufe wird zuvor der Körpergröße des Patienten angepasst.

In den Oberschenkel wird nun ein flaschenhalsförmiger Kanal gebohrt der später das dicke Knotenende aufnehmen wird. Hierbei wird der Kanal so angelegt dass er in der natürlichen Kreuzbandansatzzone ausgeht. Ebenso wird in den Schienbeinkopf ein Kanal angelegt der am natürlichen Kreuzbandansatz herauskommt. In die so angelegten Kanäle werden nun die Sehnenschlaufen eingezogen.

Der abgestufte Kanal hat die Funktion eines Flaschenhalses, so dass der später eingezogene Sehnenknoten unmöglich passieren kann. Biomechanische Untersuchungen konnten nachweisen, dass diese Knotenfixierung mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen ist gegenüber konventioneller Fixierung mittels Endobutton-CL und sicherer ist als eine Fixierung mittels Interferenzschraube (Kilger AJSM 2005):